kultische Handlung – künstlerische Praxis: Was ist eine kultische Handlung und welche Spuren davon zeigen sich in künstlerischen Praxen?
01.04. – 29.04.23
Ausstellung mit folgenden Beteiligten:
Elisabeth Nembrini, Berg SG
Teres Wydler, Zürich
Fabio Melone, Zürich/Kreuzlingen
Marlis Spielmann, Thalwil
Eröffnung: 01.04., 17:00
Welche Spuren des Kultischen zeigen sich in künstlerischem Tun? In welcher Form spielen die kultischen Ursprünge von Ritualen heute eine Rolle? Wie verhält es sich mit der Macht der Bilder, mit Bildern als Kultobjekten, an und mit denen rituelle Handlungen vollzogen wurden und werden? Mit den vier Positionen zeigen wir Künstler:innen, die kultisches Handeln in (Bild-)Motiven aufgreifen, die im kollektiven Gedächtnis unserer Gesellschaft eine Rolle spielen.
Fabio Melones künstlerische Arbeit ist von der Auseinandersetzung mit vorwiegend haptischen Materialien der Designkultur geprägt. Er malt, zeichnet, näht und webt, erzeugt Objekte, Collagen, Malereien und Skulpturen. Er spielt mit den reichen Assoziationen und Spannungsfeldern, welche die Verwendung alter Kultbilder oder etwa das Motiv des Vorhangs auslösen und transformiert sie in seinen Arbeiten zu Kunstwerken, die Vorstellungen von Körperlichkeit hinterfragen.
Elisabeth Nembrini zeigt unter anderem ihre neuesten Werke, die sie Tierische Assistenzen nennt, und bei denen ihre Haustiere selbst aktiv werden, indem sie bestimmte Objekte zerlegen, zerkratzen oder anknabbern. Dienten in den alten Ritualen die Tiere als Zeichengeber, anhand derer man Aussagen über zukünftige Ereignisse zu treffen erhoffte, sind sie in Nembrinis Werken als „Assistenten“ der Künstlerin an der Entstehung des Werkes beteiligt, das Fragen nach der Urheberschaft von Kunst oder der Macht des Bildes stellt.
Marlis Spielmann befasst sich in ihren grossformatigen Scherenschnitten unter anderem mit dem Phänomen des Monte Verità bei Ascona. Das Aufbrechen vorherrschender Konventionen und eingeübter gesellschaftlicher Rituale dient Spielmann als Ausgangspunkt für einen Scherenschnitt, der durch seine netzhafte Struktur nicht nur die komplexen Spannungsverhältnisse von Individuum und Gemeinschaft ins Bild setzt, sondern auch die Fragilität aller menschlichen Beziehungen aufzeigt, seien sie nun rituell organisiert oder nicht.
Teres Wydler beschäftigt sich mit dem Spannungsfeld von Mythos und Logos, mit dem Verhältnis von Natur und Wissenschaft und mit dem Phänomen des Lichts. Es sind vor allem prozesshafte Formen, welche die Künstlerin faszinieren, und die sich in ihren Arbeiten zum keimenden Weizenkorn oder in den durch Mikroorganismen erzeugten Bildern manifestieren. Dabei bilden Prozess und Wiederholung zwei grundlegende Mechanismen nicht nur der Wissenschaft, sondern auch des rituellen Handelns.