Peripherie - von den Rändern her denken
30.09.–22.10.2017
Peripherie bezeichnet eine Umfangslinie oder einen Rand. Dieser steht immer in Beziehung zum Zentrum. Soziologisch definiert Peripherie „eher abgelegene, marginale und dünn besiedelte Grossräume, in denen häufig kulturelle Entwicklungen verzögert ankommen“, sagt Christian Giordano. Indem sie den umgekehrten Blick wagt, möchte die Ausstellung mit dem Blick aus der Peripherie „von den Rändern her denken“. Sie fragt, was sogenannte Randzonen definiert und unter welchen Rahmenbedingungen sie zustande kommen. Mit seiner Schrift „Land am Rande“ schildert Christoph Ullmann anhand der Berichterstattung in der Lokalpresse, dem „Bote vom Untersee“, die prekäre Lage der Region während des Ersten Weltkrieges, weitab von den Entscheidungszentren, aber durch die Grenzlage vom Kriegsgeschehen unmittelbar betroffen. Navid Tschopp geht in seiner künstlerischen Arbeit solchen Dingen auf den Grund, wenn er nach Rahmenbedingungen der Kunstproduktion fragt, sei dies in analogen oder digitalen Werken, sei es in der Peripherie oder im Zentrum. Mit Kontextkunst fragt er nach dem eigentlichen „Ort der Kunst“ und nimmt diesen kritisch unter die Lupe. Sandra Capaul beschäftigt sich in ihren ästhetischen Recherchen mit den Rändern von Wahrnehmung. Sie nimmt dabei verschiedene Alltagsgegenstände in den Fokus und untersucht deren Formen auf Volumen und Dichte, was Grenzen zwischen Illusion und Präsenz neu sehen lässt. Alex Meszmer und Reto Müller stellen mit dem Transitorischen Museum Pfyn die Grenzziehungen von Wissen bezogen auf Zeit und Raum in Frage. Mit der Migration von Pflanzen in Form von Neophyten gehen sie in ihrer jüngsten Arbeit der Verschiebung in der Wahrnehmung von Exotischem hin zu Einheimischem nach, wenn sie fragen, woher unsere regionalen Pflanzen eingewandert sind.