Samstag, 17.10.20 - 17:00
Salongespräch Die Dinge des Alltags und die Kunst
Gespräch in der Wirtschaft zur Glocke mit Stefan Wagner, Beauftragter der Kulturstiftung TG
Salongespräch
Fürs Salongespräch am grossen Tisch in der Glocke vom Samstag, dem 17. Oktober, um 17 Uhr, konnte Stefan Wagner, Beauftragter der Kulturstiftung des Kantons Thurgau, gewonnen werden. Wagner, der über eigene Erfahrungen mit Engagements in der Verbindung von Kunst und Alltag verfügt, sieht Ben Vauthiers Ausspruch, dass Kunst und Ethik nicht voneinander zu trennen seinen, in diesem Zusammenhang. In der Verschränkung von bildender Kunst, Philosophie und Alltag ist das Werk von Ben Vauthier einzigartig. «Ist alles Kunst?», lautete denn auch der programmatische Titel jener Ausstellung, mit welcher Vauthier ab 1959 den Kunstbegriff erweiterte. Vor dem Hintergrund der aktuellen Ausstellung im Haus zur Glocke, welche um die Frage kreist, was die Dinge des Alltags mit der Kunst verbinden und vice versa, werden mit Blick auf die Werke von BOTTINI und LEWEIS Überlegungen dazu aktuell.
Im Anschluss an das Salongespräch wird Nina Wüest Zirfass in der Wirtschaft zur Glocke ihre Erbsensuppe mit Schweinsöhrli kredenzen; wie es Brauch ist in der Glocke, wird diese Kreation auch in einer vegetarischen Variante angeboten werden.
Ausstellung
LEWEIS wesen-t-lich
Es sind Orte und Menschen, mit denen die Künstlerinnen Renate Lerch und Jacqueline Weiss im Duo LEWEIS in Dialog treten.
Estriche, Treibhäuser, Dorfplätze und Gruben werden für das Künstlerinnen-Duo über einen Zeitraum zum Atelier. Geschichten von damals und heute werden medial und materiell verarbeitet zu neuen, überraschenden Welten, welche LEWEIS zu Beginn ihrer Projekte nur erahnen.
Im Haus zur Glocke wird auf dem Dachboden eine Installation entstehen, in welcher die "Luftraumbrücke" der Architekten Weyell/Berner, als verbindendes Element zwischen den einzelnen Positionen aufgegriffen wird.
Mit einer camera obscura und durch Fresnelinsen wird die Aussenwelt partiell in den erweiterten Innenraum gelenkt. Protagonisten aus Magazinen der 60er Jahre erscheinen in der Szenerie als Fotografie; Projektionen, als bewegtes Bild in einem alten Fernseher oder als Luftraumwesen, verfremdet, uminterpretiert und szenisch verbunden.
Max Bottini, natura morta – der ungeschönte Alltag
Seit 2001 fotografiert Max täglich sein Gesicht. Mittlerweile sind es knapp 7000 Selbstporträts. Ob zu Hause oder unterwegs, die Nikon Cool Pix-Kamera mit ausklappbarem Bildsucher begleitet ihn überallhin. So wechseln sich Bildhintergründe zufällig und in unregelmässiger Folge ab. Die Aufnahmen folgen keinem geregelten Zeitplan, sondern entstehen je nach Gelegenheit im Verlauf des Tages. Die Arbeit an den Selbstporträts ist eine Auseinandersetzung mit seinem eigenen Vergehen, die mit seinem Lebensende ihren Abschluss finden wird.
Parallel zu den täglichen Porträts führt er seit Jahren eine kleine Taschen-Agenda. Der Inhalt der Agenda beschränkt sich auf zwölf doppelseitige Monatsblätter, wobei jedem Tag eine über beide Seiten verlaufende Tageszeile zugeordnet ist. Auf dieser knapp bemessenen Fläche finden sich Einträge verschiedenster Art, die unspektakulär und nüchtern Einblicke in vergangene Lebenszeit gewähren.
Im Haus zur Glocke gibt er zum ersten Mal einen Einblick in seinen Fundus. Seine Absicht ist es, die Räumlichkeiten berücksichtigend, das Zusammenspiel zwischen den (all)täglichen Porträts und Agenda-Einträgen sowie den damit verbundenen Energieaufwand aufzuzeigen.
Die Ausstellung ist sonntags geöffnet für *5ünfstern und geöffnet von 12.00 – 18.00!